Dienstag, 29. Oktober 2013

Jungens kaufen ihre Bücher selber.

Foto: Lothar Sauer

In der heutigen FAZ  über "eine Studie, die kürzlich vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Jugendbuchverlage durchgeführt worden ist" und zu überraschenden Ergebnissen kommt:

"Immer mehr Käufer, nämlich 14,3 Millionen, kauften insgesamt weniger Bücher als im Vorjahr - 68,3 Millionen gegenüber 68,9 Millionen - und zahlten dafür im Schnitt nur noch 8,40 Euro pro Buch. Ein Grund dafür ist, dass der Anteil jüngerer Käufer deutlich gestiegen ist: Die Zehn- bis Neunzehnjährigen machen inzwischen bereits fünfzehn Prozent aller Kunden von Kinder- und Jugendbüchern aus - und das ist vor allem auf eine wachsende Zahl von Jungen zurückzuführen, die zum Buch greifen. Besonders eifrig sind die Elf- bis Fünfzehnjährigen, die inzwischen fast so viele Bücher kaufen wie gleichaltrige Mädchen. Insgesamt, auch das fanden die Forscher heraus, werden immer mehr Kinder- und Jugendbücher für den Eigenbedarf gekauft: Im vergangenen Jahr war das jedes vierte, 2009 nur jedes fünfte."

Es bahne sich eine "stille Revolution" auf dem Markt für Kinder- und Jugendbücher an. Während bisher eigentlich nur Eltern, Großeltern und Patentanten Bücher für die Kleinen aussuchten und bestimmten, was sie lasen und, mittelbar, ob überhaupt - fangen jetzt Kinder und Jugendliche   "endlich an, selbst zu bestimmen, was sie lesen wollen. Sie gehen in die Buchhandlungen, lassen sich beraten, stöbern und kaufen Bücher, wofür sie naturgemäß im Schnitt weniger bezahlen als berufstätige Erwachsene - so kommen die höheren Käuferzahlen und der trotzdem geschrumpfte Umsatz zustande."

Das alles ist für sich genommen schon ein Novum. Doch die größere Überraschung ist, "siehe da",  die: "Ausgerechnet die Jungen, jahrelang als Lesemuffel geschmäht, sind in diesem Wachstumsszenario Vorreiter."

"Warum gerade die Jungen? Vielleicht, weil sie mit Titeln wie „Gregs Tagebuch“, den allgegenwärtigen Piratengeschichten oder auch den realistischen Jugendbüchern mit männlichen Hauptfiguren endlich ein breites Angebot finden, das sie interessiert. Oder weil in Buchhandlungen und vor allem den Bibliotheken Kinder mittlerweile stöbern dürfen, was das Zeug hält - die Erfahrung lehrt, dass kein Buch so gute Chancen hat, zu Ende gelesen zu werden, wie dasjenige, das sich ein Kind selbst aus dem Regal gezogen hat."

Das wurde schon länger vermutet - dass Jungen nur darum 'zu faul zum Lesen' sind, weil seit inzwischen vier Jahrezehnten auch die Kinderliteratur gegendermainstreamt ist. Hat man sich denn seinerzeit beklagt, dass Emil und die Detektive, Tom Sawyer und, sagen wir, Karl May "nur von Mädchen gelesen" würden? 

Na also. Wie man reinruft in den Wald, so schallt es zurück. Wenn Jungen nur solche Bücher geschenkt bekommen, die ihnen Entmannung als wünschenwertes Lebensziel schmackhaft machen wollen, müssen sie... sich früher oder später selber nach Bücher umsehen, in denen sie nicht verhöhnt werden.


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