Dienstag, 3. März 2015

Schon wieder umsonst gequacksalbert.

aus Die Presse, Wien, 3. 3. 2015

Expertenbericht: Die NMS ist nicht besser als die Hauptschule
Der lange erwartete Evaluierungsbericht der Neuen Mittelschule zeigt, dass das Konzept nur dort funktioniert, wo die Lehrer besonders engagiert sind.

von Julia Neuhauser  

Mit einer mehr als vierwöchigen Verspätung – die viel Raum für Spekulationen ließ – wurde gestern, Dienstag, der politisch brisante Evaluierungsbericht der Neuen Mittelschule von Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) vorgestellt. Sie präsentierte die Ergebnisse aber nicht der Öffentlichkeit, sondern der aus SPÖ- und ÖVP-Politikern zusammengesetzten Bildungsreformkommission. Der „Presse“ liegt dieser Evaluierungsbericht exklusiv vor.


Für die NMS bringt die Überprüfung ein ernüchterndes Ergebnis: „Insgesamt gibt es keinen belastbaren Hinweis, dass das Niveau der NMS im Durchschnitt über jenem vergleichbarer Hauptschulen liegt. Vielmehr besteht Zweifel, ob dieses an allen Standorten tatsächlich erreicht wird“, heißt es in der Kurzfassung des 390 Seiten umfassenden Berichts. Ein vernichtendes Urteil. Denn immerhin wird in die Neue Mittelschule deutlich mehr Geld investiert als in die auslaufende Hauptschule.


Häufig mangelhafte Umsetzung

Zu dem ernüchternden Ergebnis kommen die Experten durch einen Vergleich der Leistungen bei den Bildungsstandards. Die NMS erzielt dabei in Mathematik einen Mittelwert von 496,7 Punkten, die Hauptschule 515. Selbst nach Berücksichtigung der sozialen Zusammensetzung – also Bildung der Eltern, Migrationshintergrund und Umgangssprache – erzielen die Hauptschulen ein besseres (wenn auch kein signifikant besseres) Ergebnis. Auch bei den Lesekompetenzen in Englisch schneidet die Hauptschule besser ab als ihr Nachfolgemodell. Rechnet man in diesem Fall die soziale Benachteiligung heraus, dann liegt diesmal aber die Neue Mittelschule knapp vorn. Ein Eindruck bleibt: Von den klar erhofften Verbesserungen ist nichts zu sehen.


Und zwar nicht nur, wenn man die Schulformen in ihrer Gesamtheit miteinander vergleicht, sondern auch, wenn man die Entwicklung an den einzelnen Schulstandorten unter die Lupe nimmt. Der Vorher-Nachher-Leistungsvergleich bringt kein eindeutiges Ergebnis. Es zeigt sich, dass die erste Generation – also jene Schulen, die sich im ersten Jahr zu einer Umwandlung entschieden haben – ihre Leistung klar verbessern konnte. Schon die zweite Generation kann an den Erfolg nicht anknüpfen. Die Schülerleistungen in Deutsch und Englisch haben sich an diesen Standorten zwar verbessert, die in Mathematik aber sogar verschlechtert.


Das zeigt das Kernproblem der NMS: Sie funktioniert nur dort, wo die Lehrkräfte tatsächlich bemüht sind, die neuen Lernformen einzusetzen. „In der ersten Generation der NMS bzw. in den ,Modellklassen‘, in denen das NMS-Konzept intensiver umgesetzt wurde, zeigen sich interpretierbare Leistungsverbesserungen“, heißt es dazu im Bericht. Es gibt aber nicht viele solcher Klassen. Denn laut Experten wurde das Konzept an mehr als der Hälfte der untersuchten NMS-Standorte „nur unzureichend“ umgesetzt.



Nota. - Dass diese Reform - wie die vorigen - nur da was bringt, wo sich die Lehrer besonders einsetzen, hätten wir euch vorher sagen können; ach was, haben wir euch vorher gesagt. Macht's doch einfach mal so: Sorgt dafür, dass sich die Lehrer überall besonders einsetzen. Dann kann eigentlich nichts schiefgehen.
JE

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