Mittwoch, 15. April 2015

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aus Der Standard, Wien, 14.4.2015

Industriellenvereinigung für Pflichtkindergarten für Vierjährige
Vier Tage pro Woche sollen Vier- bis Sechsjährige in den kostenlosen Kindergarten gehen, schlägt IV-Präsident Kapsch vor

Wien – Die Industriellenvereinigung (IV) will, dass künftig auch Vierjährige den Kindergarten besuchen müssen. Vier- bis Sechsjährige sollen in zwei verpflichtenden Gratis-Kindergartenjahren an die Schule herangeführt werden. Im letzten Jahr soll mit der Volksschule bereits kooperiert werden, heißt es im Elementarpädagogikkonzept der IV. Kindergartenleiter sollen über einen Masterabschluss verfügen müssen, Gruppenleiter über einen Bachelorabschluss.


"Die Elementarpädagogik wird in ihrer Bedeutung nach wie vor unterschätzt", sagte IV-Präsident Georg Kapsch bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Nach den Vorstellungen der IV soll es eine verpflichtende und kostenlose "Basisphase" für Vier- bis Sechsjährige geben, die im Kindergarten absolviert wird. Davor sollen die Elternbeiträge sozial gestaffelt werden, mittel- und langfristig die gesamte Krippen- und Kindergartenzeit gratis werden. Die Kosten dafür sollten vor allem dann kein Problem sein, wenn eine Umschichtung der Familientransfers von Geld- hin zu Sachleistungen erfolge, so Kapsch.

Kooperation mit Volksschulen

In der Basisphase sollen die Kinder an mindestens vier Tagen pro Woche insgesamt mindestens 20 Stunden anwesend sein. Beide Pflichtjahre sollen vollständig im Kindergarten stattfinden, das letzte aber bereits in Kooperation mit den Volksschulen. So könnte etwa eine punktuelle Schulreifeentscheidung vermieden und mittels Dokumentationen aufgezeigt werden, welche Förderungen das Kind brauche. Erste Pilotprojekte zur Verbesserung des Übergangs zwischen Kindergarten und Volksschule hat Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) bereits gestartet.

Kapsch schlägt vor, dass Kindergarten und Volksschule langfristig – wie in der Schweiz –überhaupt eine Einheit bilden. "Wir wollen aber sicher keine Verschulung des Kindergartens, weil auch Spielen eine wichtige Lernform ist."

Mehr Männer

Gesteigert werden soll auch die pädagogische Qualität, betonte die Vorsitzende der Jungen Industrie (JI), Therese Niss. Die Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik sollten zu echten berufsbildenden höheren Schulen (BHS) werden. Wer einen Kindergarten leiten möchte, soll darüber hinaus einen Masterabschluss haben, die Gruppenleiterinnen einen Bachelorabschluss. Außerdem müssten die Weiterbildungsangebote ausgebaut und auch mehr Männer in den Beruf gebracht werden, so Niss. Derzeit sind nur 1,4 Prozent der Kindergartenpädagogen Männer – in Dänemark dagegen 15 Prozent und in Deutschland immerhin 3,5 Prozent.

Darüber hinaus brauche es eine Bundeskompetenz für Elementarpädagogik, betonte Niss. "Die Qualität darf nicht vom Wohnort abhängen." Derzeit gebe es neun verschiedene Rahmenbedingungen, neun verschiedene Bezahlsysteme und neun verschiedene Betreuungsschlüssel. Künftig soll ein Bundesrahmengesetz etwa die Qualifikation der Mitarbeiter, Betreuungsschlüssel und Gruppengrößen, Öffnungszeiten und Richtlinien zur Mittelvergabe regeln.

Bessere Bezahlung

Essenziell sei auch eine bessere Bezahlung der Kindergartenpädagogen, meinten Kapsch und Niss. Generell schwebt der IV ein Modell vor, das ein Akkreditierungsverfahren für Trägereinrichtungen vorsieht, dessen Absolvierung Voraussetzung für eine öffentliche Finanzierung ist. Die Pädagogen wären dann beim jeweiligen Träger, etwa einer Gemeinde oder einer privaten Einrichtung, angestellt und würden ein einheitliches Entlohnungsschema haben, das sich an jenem der Lehrer orientieren soll.

Im Regierungsprogramm ist die Umsetzung des zweiten, verpflichtenden Kindergartenjahrs übrigens bereits angekündigt. Bisher scheiterte es aber am Geld. "Das derzeitige letzte verpflichtende Kindergartenjahr kostet den Bund 70 Millionen Euro. Für ein weiteres Jahr wäre etwa die gleiche Summe notwendig. Und die muss erst aufgestellt werden", sagte Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) zuletzt im Interview mit dem STANDARD. 
red.


Nota. - Ach ja, da sind sie alle einig: Restlos erfassen und nichts dem Zufall überlassen, dann läuft's wie geschmiert. Nein, ein paar altmodische Hinterwäldler sind nicht einig, wie geschmiert werde es nie laufen, und zum Glück, denn wünschenswert wäre es nicht; außer für die Industriellenvereinigung und die Interes- senvertreter der pädagogischen Gewerbe.
JE

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